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richarz-genealogie

Die Ölmüller und Gastwirte Richarz im Mühlenhof

Nach dem verheerenden Rhein Jahrtausend Hochwasser mit 14mtr.Pegelstand in Bonn, mit schwerem Eisgang in der Nacht vom 26-27.02.1784, wobei in Beuel und Schwarz-Rheindorf ca.110 Häuser zerstört wurden, ist der Vilicher Stamm durch Adam Richartz , *31.07.1757, erst in Römlinghoven, später auch in Oberdollendorf ansässig.
Interessant ist auch für mich, das Adam Richartz im gleichen Jahr, 1757 wie Leonard Stroof in Vilich dem späteren 1.Bürgermeister der neuen Marie Vilich geboren wurde. Sie müssen sich gekannt haben.
In einem Gespräch mit dem Beueler Geodäten Manfred Spata versichertet er mir, das die Vilichergasse, heute Vilicherstrasse, der damalige Wohnsitz der Dynastie Richarz, wohl nicht von dem Jahrtausend-Hochwasser betroffen war. Aber sicher waren auch hier die Brunnen verseucht.
Erste schriftliche Funde über Adam Richartz, Zimmer Meister, fand ich, wo er als Gutachter am 30.08.1784 in Niederdollendorf zum durch hohe Wasser beschädigten Pastoral Hauses auftritt, zusammen mit Heinrich Fischer Maür Meister, sowie J.H.Steinhewer Schreiner Meister.

Adam Richartz, patentierter Zimmermeister, mit Anna Margaretha Rhein seit 1785 verheiratet, Wohnhaus 1810 Römlinghoven Nr.178, beantragte 1814 den Bau einer Mühle zu Römlinghoven bei Oberdollendorf, dies war die Römlinghovener Ölmühle die er vermutlich als Zimmermann selbst neu ausführte.
Neuste Nachforschungen ergaben, das es schon vor 1800 eine Ölmühle in Römlinghoven gab. Dr.Ferdinand Schmitz berichtet: am 17.06.1684 erhielt Heinrich Hoitz die landesfürstliche Erlaubnis, seine zu Oberpleis betriebene Ölmühle nach Römlinghoven auf den Grundelbornbach zu verlegen. Noch fehlt woher Dr.Schmitz diese Angabe hat. 1744 findet sie sich im Besitz von Tillmann Müsgen, Römlinghoven Jurist.
Zum 17.12.1799 ist im Kirchenbuch St.Laurentius Oberdollendorf ein Eintrag zum Tod eines Müsgen Johannes, Weingärtner und Inhaber der Ölmühle Römlinghoven.

Ein zweite Mühle, die "Ölmühle im Dich", Oberdollendorf eine Öl.-Schleifmühle, 1.Mühle unten im Mühlental, 1825 im Besitz von Christian Koch, wird später von Sohn Hilarius Jacobus Richartz, verheiratet mit Maria Josepha Wenigmann betrieben. 1841 geht die "Mühle im Dich" an Thiebes Maria Oberdollendorf.
1827 ist Adam Richartz Besitzer des Wohnhaues in Oberdollendorf Lindenstr. 111 (1810, Nr. 104). Dieses geht 1831 an Sohn Hilarius Jacobus über und er verkaufte es 1842 nach dem Tod seiner Ehefrau an Edmund (Winzer, Gastwirt) und Johann Heider, Vater und Sohn. Edmund war verheiratet mit Gratzfeld Anna Elisabeth.

1837 stehen im Mühlenkataster der Bürgermeisterei Oberkassel zwei oberschlächtig angetriebene Wassermühlen, bei denen das Wasser über eine hölzerne Rinne oben auf das Mühlrad läuft, in Römlinghoven, die auf Adams Söhne, eine auf Johannes Richartz und die andere auf Johannes Adolph Richartz eingetragen sind.
Am 1.10.1858 klagten beide Brüder gegen den Waldbesitzer und Kaufmann David Cahn, Fruchthändler aus Oberdollendorf in der Sülz, wegen Wasserverunreinigung und Wasserentzug, da sie durch Waldrodung am Grundelborn und Ummauerung der dortigen Quelle um ihre Existenz fürchteten. David Cahn, jüdischer Kaufmann *1818 Königswinter -1891, seit 15.05.1854 verheiratet mit Cousine Pfanni Süskind aus Oberdollendrf, hatte 1857 von Sibilla Mertens- Schaaffhausen, auch Rheingräfin genannt, das Weingut Sülz in Oberdollendorf gekauft. Das Ehepaar Cahn wohnte erst in Bonn und dann auf Weingut Sülz.
Die vorhandenen Wasseraufkommen waren früher fast 3mal so hoch wie heute. Dies wird von Alteingesessenen berichtet. Mit den heutigen Wassermengen konnte man unmöglich 2 Mühlen betreiben.

Adams Sohn Johannes, *05.10.1786, mit Anna Clara Rhein verheiratet, Wohnhaus 1817 in Römlinghoven Nr. 197, betrieb in Römlinghoven am Grundelbornbach eine dritte Mühle, eine Frucht- Walkmühle mit zwei Mahlgängen. Diese hat der Vater Adam 1804 erbaut, siehe Foto Türbalken (sie wurde die untere Römlinghovener Walk-Mühle genannt).

Sein Bruder Johannes Adolph Richartz, *17.06.1788, mit Anna Sibilla Büsgen verheiratet, Wohnhaus 1817 in Römlinghoven Nr.203, betrieb die obere Römlinghovener Ölmühle mit Ölpresse und einem Hafer- und Gerstenschälgang. Wir Kinder nannten sie um 1960 "an der Bim-Bam". Beide Wassermühlen wurden durch oberhalb angelegte Mühlteiche versorgt. Oft kam es im Sommer zu Überflutungen und Versumpfungen der Anlagen. Leider erhalten diese historischen Restbestände heute wenig Beachtung .
Der Sohn von Johannes Adolph Richartz, +1872 und A.S.Büsgen, Wilhelm Josef Richartz, geb.1829, Spitzname Sokrates, gründete nach dem Verkauf der elterlichen Ölmühle und Landwirtschaft die Schnapsbrennerei W. J. Richartz in Oberdollendorf, am 08.12.1861. Diese verlegte er 1877 nach Königswinter, Hauptstr. 107.
Vor 1867 wurde die Walkmühle von Johannes Richarz +1860, vom Sohn Tillmann, er wird 1861 als Müller genannt, unten ins Dorf verlegt und auf Dampfmaschinenantrieb umgebaut. Diese Walkmühle, die vierte Mühle der Familie war bis 1905 in Betrieb.
Am 4.07.1867 wird Tillmann Richarz vom Siegburger Landrat aufgefordert die installierte Pferdekraft der Dampfmaschine wegen anstehender Mühlen-Gewerbesteuer zu benennen.

Die Familie Richarz hat demnach 4 Mühlen betrieben, eine in Oberdollendorf, zwei in Römlinghoven am Waldrand und eine Dampfmühle in Ortsmitte.
Nach dem Niedergang des Wasser-Mühlengewerbes und der Fertigstellung der Reichs-Bahn Köln-Koblenz 1871 entstanden auch in Römlinghoven immer mehr Gaststätten, Hotels und Pensionen. Jährlich stieg die Zahl an sogenannten Sommerfrischler, die hier im neuen Bahnhof Obercassel b.Bonn ab 11.07.1870 ankammen und im beliebten Luftkurort das gute Essen, den Wein und die frische Luft, sowie das Schwimmen im Rhein genossen. Dafür sorgten auch die verkürzten Arbeitszeiten in Deutschland, die 1825 82 Std., 1875 72 Std. und 1900 60 Std. bei 6 Wochentagen betrugen. 1918 wurde die 48-Stunden-Woche eingeführt.
1910 sind hier 5 Gaststätten mit insgesamt 8 Pensionen nachgewiesen.
So wurde ca.1890 aus der dampfbetriebenen Dorf-Mühle von Tillmann Richarz, verh. mit Susanna Margaretha Kesselmark das Gasthof-Pension T.Richarz. Hauptsaison in Römlinghoven war von Pfingsten bis nach den Sommerferien. Engelbert Humperdinck, Dr.Sadee`, Waschow Gustav und die Familie Mendelsohn waren neben vielen anderen Prominenten Gäste in den damaligen 5 Gaststätten, lt. Peter Josef Schmitz.

Der Gasthof-Pension T.Richarz wurde vom Sohn Adam Richarz, *5.02.1863, verh.1897 mit Anna Baumgarten 1898 mit neuem Logierhaus und neuem grossen Saal, zu Gasthof-Pension A.Richarz und nach 1910 zum Hotel "Zum Mühlenhof" erweitert, die größte gastronomische Einrichtung im Ort seinerzeit mit 34 Betten. Anna Baumgarten stammte aus Bonn, deren Eltern gehörte das Hotel "Berliner Hof". Erbaut 1873 in der Sürst, 1904 umbenannt in Münsterstr.25. An seine Stelle steht heute Karstadt , früher Hertie. Adam Richarz war ein begeisteter Sänger, Freund rheinischer Lieder, Gründer und Ehrenmitglied des Rheinisches Sängerquartett Königswinter e.V, aktives Mitglied im Quartettverein Oberkassel, ebenso Mitglied im Gesangsverein Cäcilia Oberdollendorf und den kath. Gesellenverein Bonn.
Nach dem 1.Weltkrieg und in der Weimarer Republik besonders, mit der nachfolgender Welt-Wirtschaftskrise nach 1929 erlebte auch die Gastronomie schwere Jahre. Auch änderte sich das Konsumverhalten der Kundschaft zunehmend durch z.B. immer bessere Bahn-und Straßennetze. Das Schwimmen im Rhein hat seinerzeit jährlich fast 10 Badegästen das Leben gekostet. Erst 1923 entstand das Oberkassel Strandbad, dieses wurde 1925 vergrößert und um eine Restauration erweitert.
Die Luftkurorte im Siebengebirge verloren trotzdem zunehmend an Attraktivität, z.B. durch Badeverbote im Rhein, Luftverschmutzung und durch wachsende Industrie am Rhein.
Das Hotel wurde nach Adams Tod 1930 von dem einzigen Kind, Maria Richarz, mit ihrem Ehemann Kurt Rumler noch bis 1936 geführt.
Das alljährlich Ende Oktober gefeierte letzte Schlachtfest im Mühlenhof zu Römlinghoven, viele Jahrzehnte als Herbststurm mit hauseigener Schlachtung, ist bis 1939 noch von den Nachfolgern des Hotels nachgewiesen.
Nach dem Verkauf des Mühlenhofes an Josef Eichelmann 1936-1937, Herrn Kohlhöfer und endlich an Familie Friedrich Dissmann und Söhne 1938 wurde das Anwesen nur noch als landwirtschaftlicher Betrieb bis ca. 1976 bewirtschaftet, hiernach vermietet und 1997 erfolgte der Abriss des Haupthauses. Auf dem Foto mit dem Abrissbagger sieht man links noch den Maibaum der dort viele Jahre vom Maiclub Römlinghoven aufgestellt wurde. Die Erben Dissmann erstellten 1997 einen Neubau. Vorhanden im Original ist noch das Logierhaus rechts im Hof.





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Gutachten 30.08.1784 Niederdollendorf Pastoral

Dawir ends unterschriebene werk Verständige auch Beerbte und eingeseßene von Niederdollen=dorf geben ein Zeugnis der Wahrheit,daß das Pastoral Haus dahier durch das Vorgewesene Hohe waßer dermaßen in gänzlichen Verfall gekommen seij,daß daran dermal keine Reparation mehr anzubringen, sonderen zum höchst nötigen Obtach unseres Herrn Pastoren von Grund aus neu aufgebaunt werden muß, worzu wir aber bei jetziger umständen, beson=ders weilen die pfaarreij ganz klein ist, außer stand gestellt sind. Nddorf den 30. aug..1784 Adam Richartz Zimmer Meister, Heinrich Fischer Maür Meister, J.H.Steinhewer Schreiner Meister

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Lage der Römlinghovener 1.Ölmühle und 2.Walkmühle

Die Römlinghovener Ölmühle (an der Bim Bam) von Johann Adolph wird von seinem Sohn Wilh.Jos.Richarz verkauft.Mit dem Erlös gründet er am 08.12.1861 erst in Oberdollendorf am Markt,ab1877 dann in Königswinter Hauptstr. die Weinbrennerei Wilh.Jos.Richarz KG.Die tiefergelegene Römlinghovener Walkmühle von Bruder Johannes Richarz ging auf Sohn Tillmann Richarz über,der sie ins Dorf transvirierte und dort mit Dampfkraft betrieb. Hieraus entstand später das Hotel Gasthof Mühlenhof.

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Katasterkarte Römlinghoven um 1825

Diaschow

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Oberkasseler Zeitung 11.03.1930

Zum Tod von Adam Richarz " Hotel zum Mühlenhof" Römlinghoven

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Nachfolger Fam.Dissmann 1932/33 bei Erdbeerernte

v.links.Grete Hoitz,geb.Unverzag;Friedrich(Fritz) Dissmann;Fr.Dissmann,geb.Besgen;Fritz Dissmann;vorne Heinz Dissmann;Fr.unbekannt;Josef Müsgen,Fr.Büttgenbach,geb.Pohl;Cath.Gerwing,Fr.unbekannt. Hintergrund Hotel Penion Kaiserhof (Foto Karl-Heinz Dissmann,Bad Honnef)

Karl Schumacher und Ernst Emil Müsgen 07.2017

Interessant für mich Karl Schumacher, Oberdollendorf und Ernst Emil Müsgen, Römlinghoven sind Schulkameraden,*1931 und Schuljahr 1937 . Beide hatten auch wie ich bei Lehrer Hans Prange in der Volksschule Oberdollendorf Schulunterricht. Mit gut 20Jahren Zeitunterschied. Herr Prange war noch einer von der alten Garde und wir hatten Respekt vor Ihm.